Im Gespräch mit Cem Karakaya zum Thema Cyber-Mobbing

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Im Gespräch mit Cem Karakaya: Cybermobbing – Das Internet vergisst nie 

Cem Karakaya ist Vertreter der Bayrischen Polizei aus der Abteilung Cyberkriminalität 

Cem Karakaya ist bei der Kriminalpolizei im Kommissariat 105 tätig, das sich mit Prävention und Opferschutz beschäftigt. Er ist Experte im Bereich Internetkriminalität und Neue Medien und kennt sich mit Cybermobbing und Cyberkriminaltät bestens aus.

Cybermobbing Es vergeht kein Tag, an dem der Experte nicht kopfschüttelnd am Schreibtisch sitzt, weil Kinder und Jugendliche zu leichtfertig mit ihrer Privatsphäre umgehen. 

Jeder Teenager besitzt heutzutage ein Smartphone, mit dem täglich stundenlang im Internet gesurft wird. Soziale Netzwerke verleiten, Fotos oder Videos hochzuladen und für jeden zugänglich zu machen.

Das Leben der Kinder scheint gläsern und auf dem Präsentierteller stattzufinden. In der virtuellen Welt lauern jedoch Gefahren, die meist unterschätzt werden. Auch Täter kommen viel leichter an ihre Opfer und Mobbing bzw. Cybermobbing kann viel anonymer stattfinden. 

Klar, dass die Kriminalität davor nicht halt macht. Um welche Risiken es sich dabei handelt, erzählt Internetkriminalitätsexperte Cem Karakaya im Telefoninterview.

Schule Mobbing

Cem Karakaya warnt: Cyperkriminalität hat viele Gesichter 

So warnt Karakaya vor den sog. Fishing-Mails, bei denen es darum geht, private Daten, wie Kontodaten oder gültige Adressen abzugreifen.

Die größte Gefahr liegt allerdings im Social Media, weil auf diversen Social Media Kanälen, wie Facebook, Twitter oder Instagram freiwillig hochsensible Inhalte platziert werden.

Die bieten eine breite Angriffsfläche und können zu Mobbing führen. „Im Bereich Kinder und Jugendliche erleben wir in Schulen die ganzen Cybermobbing- und Cybergroomingfälle“, erklärte der Internetexperte.

Mobbing

Mobbing oder Cybermobbing heisst, das einzelne Menschen oder Gruppen sich auf Kosten eines anderen lustig machen, ihn abwerten, bloßstellen und zum Teil massiv bedrohen. 

Cybergrooming bedeutet „gefügig machen“. Dabei geht es darum, bewusst das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen zu erschleichen, um Straftaten zu begehen, indem sich Erwachsene als gleichaltrige Freunde ausgeben. So gelangen Kriminelle beispielsweise an Nacktfotos von Kindern. 

Der Cyberspezialist Cem Karakaya weiß, dass die wichtigste Präventivmaßnahme gegen derartige Angriffe eine vertrauensvolle Eltern-Kind-Kommunikation ist. Ein Kind das z.B. Mobbing zum Opfer fällt, braucht das Vertrauen, dass es den Eltern alles sagen kann ohne impulsive oder emotionale Überreaktionen hervorzurufen. 

Besonders große Bedenken hat der Experte vor allem auch dabei, wenn Kinder und Teenager gedankenlos Fotos hin und her verschicken oder hochladen. „Sie denken dabei leider nicht an ihre Zukunft“, so Cem Karakaya. Spätere potenzielle Arbeitgeber sind auf denselben sozialen Plattformen unterwegs und können ggf. peinliche Bilder einsehen, was dazu führen kann, den einen oder anderen Job nicht zu bekommen.

Häufig schicken Teenies leichtbekleidete Fotos an ihre erste große Liebe. Geht die Beziehung in die Brüche, werden diese privaten Fotos im Rahmen von Racheaktionen online gestellt, was auch unter Cybermobbing fällt! 

Cybermobbing

Aber wann genau wird von Cybermobbing gesprochen? 

Der Internetexperte sagte dazu ganz deutlich, dass es sich dabei um regelmäßig wiederkehrende und anhaltende Beleidigungen via Social Media und Whatsapp handeln muss.

Durch die Digitalisierung und der ständigen Erreichbarkeit ist das Zuhause der Kinder kein Rückzugsort mehr. Es gibt keinen geschützten Raum mehr, was bis zum Selbstmord des Kindes führen kann 

Cem Karakaya empfiehlt: „Handy erst ab 16“.

 

Schule Mobbing

Die Erklärung ist super simpel. Es ist nicht nur ein Handy, sondern ein Computer. „Ich sage meiner 8-jährigen Tochter auch nicht „Hier der Autoschlüssel. Fahr du heute. Das schaffst du schon“.

Mit diesem Beispiel verdeutlichte Cem Karakaya, wie riskant ein leichtfertiger Umgang mit dem Smartphone ist. Die Eltern haben an dieser Stelle ganz klar eine Vorbildfunktion.

Erst ab dem 16. Lebensjahr können Kinder zwischen Realität und Virtualität unterscheiden. Das ist deswegen höchst bedenklich, weil durch verschiedene Suchfunktionen annähernd uneingeschränkter Zugang zu pornografischen und gewalttätigen Material besteht.

Die Folge: Sexuelle Störungen können vermehrt auftreten oder Mobbing bzw. Gewalt wird heruntergespielt.

Cybermobbing

„Ein Smartphone ist für Kinder absolut nicht geeignet“, macht Cem Karakaya seinen Standpunkt nochmals deutlich.

Aber wie reagierst du als Elternteil am besten, wenn dein Teenie ein Smartphone haben möchte? Trotz reger öffentlicher Diskussion und stetiger Aufklärung, bleibt das klar eine Familienentscheidung.

Der Cyberexperte Cem Karakaya gibt zu bedenken, dass Smartphones in Frankreich komplett verboten sind, während in Deutschlands Schulen überall WLAN-Router installiert werden. Ständige Erreichbarkeit und durchgehendes WLAN stärken Täter noch mehr. Mobbing in der Schule fällt mit WLAN und Handyerlaubnis auch viel einfacher als ohne. 

Das Handy oder Tablet im Unterricht einzusetzen lehnt Cem Karakaya nicht strikt ab, er weist lediglich daraufhin, dass es ohne Vorbereitung und Hinweise über die Gefahren im Netz unverantwortlich sei.

Handy

„Nichts ist kostenlos, die Kinder bezahlen mit ihren persönlichen Daten“ so Cem Karakaya. 

Die jetzige Elterngeneration muss lernen mit dem digitalen Wandel umzugehen. Sie müssen wissen, was sog. Influencer sind, um Kinder und Jugendliche vor einer realitätsfernen Onlinewelt zu schützen. (Das sind meist junge Menschen, die sich auf Social Media präsentieren und so Geld verdienen. Internetstars, die angehimmelt werden und denen nachgeeifert wird

Der Cyberkriminalitätsexperte empfiehlt Eltern, sich unter klicksafe.de oder schau-hin.info zu informieren.

Mobbing

Karakaya rät Eltern: Wenn dein Kind von Cybermobbing betroffen ist, kannst du dich auch an die örtliche Polizei wenden.

Mobbing ist zwar keine Straftat an sich, jedoch beinhaltet es immer eine Art von Erpressung, Beleidigung, Nachrede, Verleumdung und/ oder Stalking.

Diese Vergehen erfüllen den Straftatbestand aus dem Strafgesetzbuch und können somit auch zur Anzeige gebracht werden – auch wenn dies im Internet stattfindet.

Zudem gibt es bundesweit sog. Jugendbeamten, an die sich betroffene Kinder jederzeit wenden können. Fakt ist, dass Kinder den richtigen Umgang mit Social Media lernen müssen, da die Anonymität des Internets schnell Grenzen überschreiten lässt.

Die Münchener Polizei hat zum Thema „Cyberkriminalität und Neue Medien einige Informationsmaterialien entwickelt. Hier kann man sich ein paar davon herunterladen. 

Interessierte Schulen können sich dazu im Kommissariat 105 melden unter 089-29 10 34 34 und den kostenfreien Vortrag der Münchner Polizei dem genau dem Thema zu an ihrer Schule buchen. 

Social Media Mobbing

Der Medienexperte Cem Karakaya rät den Teenagern vor allem dazu, sich zwei Fragen zu stellen: „Muss das sein? Kann es sein, dass ich es morgen vielleicht bereue?

Das Internet vergisst nie. Zudem machen sich Minderjährige selbst strafbar, wenn sie hocherotische Fotos im Internet teilen: Erstellung und Verbreitung von kinder- bzw. jugendpornografischem Material.

Dies wird im polizeilichen Führungszeugnis gelistet, was bei der Jobsuche später zu massiven Problemen führen kann. Ab wann von Pornografie die Rede ist, ist schwer zu identifizieren, weil es dabei nicht um die Nacktheit, sondern um die Posen geht.Auch können Kinder ihre Eltern anzeigen, wenn sie unwissentlich Fotos von ihnen ins Netz stellen.

Mobbing Internet

Das Thema Medienkompetenz ist ein enorm wachsender Bereich, da die Digitalisierung voranschreitet. Umso wichtiger ist es für Eltern, ihre Kinder darauf vorzubereiten, dass das World-Wide-Web, mit den schier unbegrenzten Möglichkeiten, Fluch und Segen zugleich ist.

Auch kostenlose (Spiele-)Apps haben Zugriff auf z.B. das Adressbuch, Fotos und den Standort. Ähnlich ist das bei den bereits erwähnten Kettenbriefen, die über E-Mail oder Whatsapp verschickt werden.

Leitet dein Teenie die Nachricht an 15 Freunde weiter, haben die Täter somit auch 15 weitere gültige Kontaktdaten, welche sie im Dark-Net verbreitet werden. Um diese „Angriffe“ zu vermeiden, gibt es spezielle Antiviren-Programme und Jugendschutzapps.

Cybermobbing

Primär steht die Entwicklung und Stärkung der Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen und Eltern im Fokus. Es muss eine Sensibilisierung für die Gefahren im Internet stattfinden.

Kinder und Jugendliche brauchen Grenzen und Eltern müssen sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein.

„Ich kann meiner Tochter nicht sagen ‚Du darfst nur eine halbe Stunde zocken’,während ich selbst schon seit drei Stunden am PC spiele“, verdeutlichte Cem Karakaya genauer.

Es gibt auch Beratungsmöglichkeiten von Teenager für Teenager. Die Jugendlichen finden so ggf. einen schnelleren Zugang zueinander, verrät der Experte im Gespräch.

Mehr zum Thema Medienkompetenz und Internetkriminalität gibt’s in der dazugehörigen Podcastfolge und im Buch „Die Cyberprofis“ vom Internetexperten Cem Karakaya.

Zusammenfassung des Interviews: Susanne Henschel

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