Im Gespräch mit Mathias Voelchert

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Beziehung statt Erziehung: So stärkst du dein Kind richtig – Im Gespräch mit Mathias Voelchert

In der heutigen Podcastfolge spricht der Familienexperte und Gründer der Familienwerkstatt Mathias Voelchert darüber, wie du dein Kind zu einem starken Menschen erziehen kannst und warum Erziehung eigentlich gar nicht der richtige Weg ist.

Mathias Voelchert ist Supervisor, systemischer Coach, Unternehmer und berät Paare, Familien und Schulen zum Thema Gleichwürdigkeit und gelingende Beziehungen. Zudem ist er Autor und wirkte bei diversen Filmprojekten von Jesper Juul mit.

Mathias Voelchert wuchs in Ravensburg in einer Unternehmerfamilie auf. So kam er schon im frühen Teenageralter mit Unternehmertum in Kontakt, indem er die Urlaubsvertretung für seine Eltern in deren Textilunternehmen übernahm.

„Die Verantwortungsübertragung hat damals schon viel schneller stattgefunden“, empfindet der Familylab-Gründer heute.

Mathias Voelchert Podcast

Das machte natürlich auch den jungen Mathias stolz. Denn das Geschäft lief, auch ohne elterlicher Überwachung. Heutzutage würde das natürlich nicht mehr funktionieren, da würde das Jugendamt ein Auge darauf haben.

Dennoch war es eine wichtige und gute Erfahrung für Mathias Voelchert, da er so schon früh wusste, dass er eines Tages selbstständig im eigenen Unternehmen arbeiten möchte.

„Ich will eigentlich nur schauen, wie ihr es macht und von euch lernen“, so Voelchert seine Einstellung zur Lehre. 

Mit dieser Einstellung begann Mathias seinen ersten Job in einem Modeunternehmen. Nach fünf Jahren machte er sich mit seiner damaligen Frau selbstständig. Sie entwarfen, produzierten und lieferten Textilien für große Konzerne in Italien und Portugal.

In den 90er Jahren absolvierte Mathias Voelchert zudem mehrere Aus- und Weiterbildungen, u.a. zum systemischen Coach. Motivation dafür, waren seine Kinder, die 1987 und 1989 geboren wurden.

Der Familienexperte merkte, dass er nicht das richtige „Instrumentarium“ in Sachen Erziehung von seinen Eltern mitgegeben bekommen hatte. Speziell zu seinem Sohn gelang es ihm nicht einen guten Kontakt herzustellen. Sein Anspruch lag darin, nicht das Kind anpassen zu wollen, sondern an sich selbst zu arbeiten und den Anpassungsprozess zu leisten.

1996 zerbrach seine erste Ehe, aber es war klar, dass es keinen Rosenkrieg geben wird. In erster Linie waren sie Eltern für die beiden gemeinsamen Kinder.

Mathias Voelchert schrieb in dieser Zeit sein erstes Buch „Trennung in Liebe“, verarbeitete so diese Trennung. Aus dieser Erfahrung heraus, entstand die Beziehungsarbeit mit Paaren. 2006 lernte der Familienexperte dann den dänischen Familientherapeut Jesper Juul kennen und gründete seine Familienwerkstatt Familylab.

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Es ist gut auf die Erfahrungen von anderen zurückzugreifen, um es auf deinen Lebensbereich zu transformieren, so Voelchert. 

Für Mathias war es immer selbstverständlich, von denen zu lernen, die schon mindestens einen Schritt weiter waren. Das bewehrte sich oft.

Der Familienexperte orientierte sich so an denen, die es schon konnten und übertrug diese Lerneffekte daraus auf sein eigenes Unternehmen. Das ist vielleicht auch ein großer Punkt, warum Familylab bis heute so erfolgreich ist.

Die Familienwerkstatt richtet sich in erster Linie an Eltern und pädagogische Fachkräfte. Mathias Voelchert bietet unterschiedliche Vorträge, Seminare, Workshops und Weiterbildungen an. 

„Wenn ich bei meinen Kindern ein anderes Verhalten haben will, dann muss ich selbst damit anfangen, weil ich bekomme natürlich immer das zurück, was ich in den Erziehungswald hinein rufe“, erklärt Mathias Voelchert.

Es gibt nie eine richtige Antwort, sondern immer nur eine Antwort für diese Familie, so Mathias Voelchert

 „Wir als Erwachsene haben die Aufgabe mit unseren Gefühlen zurechtzukommen und Wut und Hass so transformieren, dass sie nicht auf andere ausschlägt, sondern dass man sich selbst schützt, aber dass man auch Verantwortung und Führung hat, die anderen vor sich selbst zu schützen“, erklärt Mathias im Interview.

Diese Selbsterkenntnis ist die einzige Rettung, um mit schweren Situationen zurechtzukommen.

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Wie wird eine Trennung kommuniziert?

Mathias’ Scheidung verlief einvernehmlich und beide Elternteile machten sich viele Gedanken, wie sie zu viert funktionieren können ohne ein Paar mehr zu sein und ohne, dass die Entscheidung, welche die Erwachsenen für sich getroffen haben, die damals fünf und sieben Jahre alten Kinder, verletzten.

Was kann ich tun, damit es für uns vier gut weitergeht und wir aus dieser Situation, die hohes Absturzpotenzial hat, herauszukommen?“, fragte sich Mathias Voelchert. Ein wichtiger Punkt ist dabei, dass nicht auf den jeweils anderen Partner geschimpft wurde, sondern stets ein respektvoller Umgang herrschte.

Als Eltern haben Mathias und seine Exfrau nach wie vor zusammengehalten.

Dadurch haben die Kinder gemerkt, dass sie keine Angst haben müssen, da ihre Eltern in einem sehr guten, zwar traurigen, aber gefestigten, Zustand waren. Dieses Vertrauen der Kinder blieb.

Die Pubertät seiner Kinder erlebte Mathias nicht als eine schwierige Phase, sondern viel mehr als eine Zeit des Erwachsenwerdens.

Natürlich gab’s auch da auch Höhen und Tiefen, aber letztendlich prüft dein Kind, ob das bisher Gelernte Bestand für sein weiteres Leben hat, erklärt der Fachmann im Bereich der Beziehungsarbeit.

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Das entscheidende in der Pubertät ist weiterhin Vertrauen zueinander und der bedingungslose Kontakt zu deinem Teenager. Gerade in der Pubertät braucht dein Kind deine Erfahrungen und dass du zu ihm stehst, vor allem dann, wenn es auch mal schwieriger wird. Das ist das Fundament in der Beziehung zu deinem Teenager.

Wie Mathias Voelchert z.B. reagierte, als das Krankenhaus anrief, weil sein Sohn mit einer Alkoholvergiftung eingeliefert wurde, erfährst du im Interview. Der Lerneffekt war jedenfalls riesig!

Sorgen machen ist völlig in Ordnung, aber belaste dein Kind nicht mit deinen Sorgen. Frage lieber nach, wie es deinem Kind in einer Situation geht, bevor du ihm deine Ängste überstülpst und signalisiere ihm, dass du als Elternteil da bist. Das ist das Vertrauen in deinen Teenager, was du als Elternteil auch in dir schaffen musst.

Traue deinen eigenen Werten, die du an deinen Teenager weitergegeben hast, weil da viel Gutes dabei ist. Mindestens genauso wichtig ist es, dein Kind loszulassen. In der Pubertät probiert sich dein Kind aus. Sei dabei, aber nimm dich da weitestgehend zurück, damit dein Teenager seine Werte entwickeln und Erfahrungen selbst machen kann.

Eltern müssen Stabilität bieten und Elastizität lernen, laut Voelchert. 

Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt für Mathias Voelchert ist, dass auf die Geschwindigkeit des Kindes eingegangen wird. Das geht stark mit der eingangs erwähnten Anpassungsleistung von dir als Mutter oder Vater einher.

Sei präsent, jedoch nicht behütend. Eben elastisch, um deinem Teenager den Raum zur Entfaltung geben zu können und die Nähe zu spenden, wenn es nötig ist.

Ist diese Beziehungskultur stabil, fühlt sich dein Kind wertvoll und die Pubertät wird eine interessante Erfahrung für beide Seiten. Möchtest du die Beziehungen zu deinem Kind nachhaltig positiv verändern, musst du in den Kontakt geben, Beziehungsarbeit leisten und vor allem dich verändern. Du musst die Veränderung (vor)leben.

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Voelchert: Teenager brauchen Frusterlebnisse.

Nur so lernt dein Kind, wie es mit dem Scheiterten umgeht. Nimm es deinem Kind nicht ab, Fehler zu machen, denn so kann aus ihm keine starke Persönlichkeit werden.

Und natürlich gibt es diese Tage, an denen dein Kind dich mal so richtig nervt. Aber das ist die Selbstständigwerdung deines Kindes, die mit einem so enorm großen Umbau im Körper und Geist einher geht, dass es ganz normal ist, wenn dein Kind mal etwas komisch ist.

Eine vertrauensbildende Maßnahme ist hier: Mach deine Grenzen klar, aber denke auch daran, wie du dich damals als Teenager gefühlt hast. Bleib im Kontakt und nimm mögliche Emotionsausbrüche nie persönlich.

Du bist ein Vorbild und es spielt immer eine Rolle, wie du mit deinem Partner und anderen Menschen umgehst. Dieses Elternbild ist der Leitfaden für deinen Teenager.

Du möchtest mehr wissen? Dann höre unbedingt in diese Podcastfolge mit Mathias Voelchert rein und erfahre mehr zu weiteren Themen wie Famulierat und wie bleibt du gelassen, wenn dein Kind gerade so richtig pubertiert. 

Inhalt/ Podcast: Kira Liebmann

Blogartikel: Susanne Hentschel

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