im Gespräch mit Yvonne Schönau

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Kira Liebmann im Gespräch mit Yvonne Schönau

Raus aus deinem Kopf,  rein in deinen Erfolg – mit diesem Motto animiert Yvonne Schönau schonungslos und direkt tausende Menschen zu mutigen Veränderungen und nachhaltigen Entscheidungen. Und das seit bereits über 15 Jahren. Aufgewachsen ist Yvonne Schönau als Einzelkind im Bergischen Rheinland in der Nähe von Wuppertal. Die Speakerin kommt aus einem klassischen Angestelltenhaushalt und war die Erste, die Abitur machte.

Nach ihrem Studium zur Kommunikationswissenschaftlerin, unterstützt Yvonne Schönau Menschen dabei, beruflich wie privat, ihre eigene Größe zu erkennen. Außerdem unterstützt sie als Trainerin die Führungskräfteentwicklung in einem Direktvertrieb für internationale Unternehmen.

Sie zeigt, wie die Werte Freiheit, Verantwortung, Selbstvertrauen und Wertschätzung durch emotionales Leadership in Umsatz verwandelt wird.

Als Speakerin spricht sie ebenfalls über das Thema Emotionen. In den Vorträgen und Workshops geht es ihr dabei um den Umgang mit den eigenen Gefühlen und wie du dich selbst und andere emotional fuhrst. 

Yvonne Schönau

Schönau: Die mich als Teenager maximal stressende Frage: Was ist eigentlich der Job, den ich mal machen will?

Yvonne Schönau erinnert sich noch gut an ihre Schul- und Teenagerzeit, vor allem an die Momente, in denen es um Freundschaften oder Streitereien ging.

Am stressigsten jedoch empfand die Emotionsexpertin den Gedanken an die Zeit nach der Schule.

Yvonne hat keine Ahnung, welcher Job zu ihr passt. Die Schulzeit war ein vorgegebenes Konstrukt, welches feste Strukturen hatte. Jahr für Jahr war der Ablauf  klar. Und danach?

Schönau: „Wenn etwas passiert, wobei starke Emotionen involviert sind, dann bleibt diese Erinnerung im Kopf und wird in bestimmten Situationen präsent.„.  

Das Gehirn verarbeitet emotionale Ereignisse viel stärker als andere Erlebnisse. Wie du weißt, ist dein Teenager komplett emotionsgesteuert, d.h. es wird sehr viele stark emotionale Erlebnisse geben.

Dazu gehören vor allem auch negative Ereignisse und Gefühle, die oft nicht richtig verarbeitet werden (konnten): Angst, Wut, Unsicherheit, Trauer sind z.B. solche starken Emotionen. Diese Gefühle werden ins Erwachsenenalter mitgenommen. Im schlimmsten Fall gibst du sie (unbewusst) an dein Kind weiter.

 

Schönau: Was kann ich tun, um es mit meinen Kindern mal nicht zu vermasseln?

„Nichts“, lautete die Antwort ihres Mentors auf diese Frage. Yvonne selbst hat noch keine Kinder, weiß aber nun durch ihre Arbeit mit den Emotionen, dass jede Familie ihre ganz eigenen Themen hat.

Streit

So geht es z.B. darum, welchen Umgang es mit Wut gibt oder welche Streitkultur innerhalb der Familie herrscht. Yvonne als Tochter weiß, dass Eltern nichts böswillig tun, sondern in diesem Moment mit bestem Wissen und Gewissen handeln.

Dennoch sagt die Emotionsexpertin und Speakerin klar, dass sie gern viel früher gewusst hätte, welcher Persönlichkeitstyp sie ist.

Yvonne fühlte sich in der Schule oft als Versagerin. Sie war super schlecht in Mathe, lernte dafür Sprachen unheimlich schnell. Ihr Gehirn ist auf Kreativität programmiert. Die Gewissheit darüber, dass sie „kein Fail“ ist, wie sie es ausdrückt, erkannte sie erst viel später, weil es ganz unterschiedliche Persönlichkeiten gibt.

Yvonne erinnert sich noch ganz genau an ihre Klassenlehrerin in der Grundschule. Neben den klassischen Fächern erkundeten die Kinder die Natur, indem sie Baumrinden anfassten oder Kräuter anpflanzten. Einige Eltern hielten diese Art von Unterricht nicht für leistungsorientiert genug.

Yvonne Schönau

Ich gehör’ hier nicht hin und ich bleib’ hier auch nicht, so Yvonne Schönau.

Yvonne hat schon damals ein Mädchen besonders wahrgenommen, das sich ihre Freunde mit Süßigkeiten erkaufte. „Wenn schon andere Kinder so Intrigen spinnen oder nicht echt sind, aber dir fehlen dafür die Begrifflichkeiten (…) und ich habe nur wahrgenommen: Mensch, merken die anderen das eigentlich nicht?“, erzählt Yvonne im Interview.

Diese Interaktionen verstand Yvonne schon damals nicht und wusste, dass sie da nicht hingehörte. Hinzukommt, dass die Emotionsexpertin eine beste Freundin hatte, die sehr dominant ihr gegenüber war. Yvonne eiferte ihr nach und wurde ausgenutzt. „Als wär so ein Mensch in deinem Leben, der so dominant und präsent ist, dass, wenn du selber im ersten Moment nicht so bist, du dich nicht entwickeln kannst“ verdeutlicht Schönau.

 

Die Klassenlehrerin erkannte dies und ihre Eltern schickten sie auch nicht auf dasselbe Gymnasium, sondern entschieden sich für die Realschule. Das war die beste Entscheidung überhaupt, weil dort die Fächer Erdkunde, Geschichte und Politik auf Englisch unterrichtet wurden. „Die coolen Jungs waren in der anderen Klasse. Wir waren die Streber“, witzelt Yvonne.

Yvonne Schönau: Ich war so ein Spätzünder – auch in der körperlichen Entwicklung.

Schönau

„Ich kann mich erinnern, wie fühlt es sich an, wenn plötzlich das erste Mädel in der Klasse Sex hatte“, berichtet Yvonne. Sie wusste damals nicht, was sie mit dieser Information anfangen sollte.

Sie war neugierig, konnte dieses Gefühl aber nicht einordnen. Die Emotionsexpertin beobachtete, wie sich ihre Klassenkameradinnen körperlich veränderten und Busen bekamen, währen die eher flach blieb.

Das hat natürlich gemacht, dass ich mich eher minderwertig fühle“, gesteht Yvonne. Im Schwimmbad z.B. verschränkte sie immer ihre Arme, um ihren noch nicht entwickelten Busen zu kaschieren.

Dass dies nicht wirklich funktionierte, war ihr klar. Yvonne konnte auch nicht verstehen, warum die Mädels mit vielen Jungs rumknutschten. „Ich habe schon früh einkategorisiert“, erzählt Yvonne im Interview „und gesagt: Das will ich nicht“.

Schönau

„Ich hab erst mit 19 meinen allerersten Alkohol getrunken und nicht eine Zigarette im Leben probiert“ gesteht Yvonne Schönau. 

 Yvonne hat beobachtet, aber war nie selbst dabei, wenn geraucht und getrunken wurde. Dieses Verhalten war ihr schon als Jugendliche zu peinlich.

 

Die Emotionsexpertin stellte sich immer die Frage: „Wissen die Eltern eigentlich, wie einfach es ist an Drogen zu kommen?“ und ist ihren Eltern sehr dankbar dafür, dass sie nie Druck ausübten.

Yvonne konnte immer zu ihnen kommen und es fand viel offene Kommunikation und Reflexion statt. Interessant ist, dass Yvonnes Vater selbst rauchte und sie es abschreckte, weil Rauchen in jeder Hinsicht für sie ekelhaft war.

Ihre Unsicherheiten hat Yvonne verloren. Sie selbst sagt, dies war ein Prozess des Ausprobierens. Es gab Zeiten, da arbeitete Yvonne in drei Jobs gleichzeitig. Yvonne wollte immer Schauspielerin werden und wusste daher schon früh, dass sie auf der Bühne stehen will.

Schönau

Zwischendurch ist das Leben f*cking anstrengend

Emotionsexpertin Yvonne Schönau stellte sich eine Frage immer weder: „Warum tue ich eigentlich Dinge so, wie ich sie tue?“.

Kinder haben diese Warum-Phase und erschließen sich so ihre Umwelt. Projizierst du den Gedanken auf dich und dein Leben, entdeckst du viel Stärke in dieser Frage. Yvonne war nach der Schule sehr antriebslos.

Ihre Mutter unterstützte sie in ihrer Berufsfindungsphase und besorgte ihr die Ausbildung in einer Webeagentur. In dieser Selbstfindungsphase gab Yvonnes Mutter ihr viel Raum.

Es gab Hochs und Tiefs und Yvonne stellte ihrer Mutter die Frage: „Wie hast du es eigentlich bis hier hin geschafft ohne dich umzubringen?“.

Yvonne konnte sich nicht vorstellen, wie es möglich war, ein Haus zu kaufen und Familienurlaube zu finanzieren. „Jedes Alter hat so seine Phasen und es ist ja alles gut. Und ich wollte jetzt auch nicht mehr zwanzig sein!“, entgegnete Yvonnes Mutter ihr ganz selbstverständlich.

Schönau

Das motivierte die Vortragsrednerin und ging für längere Zeit nach Shanghai, um zu sich selbst zu finden.

Wenn ich das mache, was alle anderen machen, kriege ich auch nur das, was alle anderen haben“ so Schönau

Mit diesem Satz begann Yvonnes Reise. Sie wollte nie früh aufstehen und fragte sich zudem, wer sagt, dass dies die Norm sein muss. So landete sie zunächst im Vertrieb/ Verkauf und kam darüber anschließend zum Training.

Anfang dreißig war der Wunsch, auf der Bühne zu stehen, wie sie ihn schon mit Anfang zwanzig hatte, immer noch da. „Da muss doch mehr sein“, wusste Yvonne und besuchte Seminare, in denen es darum ging, sich mit sich selbst sowie seinen Gedanken auseinanderzusetzen.

Daraus entstand letztendlich Bühnenarbeit mit den Emotionen und das sogenannte Kaktus-Modell, welches seinen Ursprung in meinen Teenagerjahren hat.

Das Kaktus-Modell ist ein Modell, welches dir deine emotionalen Schutzstrategien aufzeigt. Mit diesem Wissen über diese Strategien erkennst du, wo du dich selbst schützt und blockiert, um in Beziehung mit anderen Menschen zu treten.

Dabei ist es egal, ob im beruflichen, familiären oder partnerschaftlichen Kontext. Du verstehst selbst, was dich triggert und wo deine Gefühle in einer bestimmten Situation herkommen.

Yvonne:“Du bist selbst der Auslöser deiner Emotionen!“

Über das Schutzprogramm bekommst du die Fähigkeit dich zu deaktivieren. Du kannst deine Emotionen und Gedanken erkennen und raushalten, damit im Moment ein echter Kontakt zu deinem Gegenüber stattfindet, d.h. im Geschäftsumfeld können so neue Ideen verwirklicht oder im familiären Umgang echte Gefühle zugelassen und kommuniziert werden.

Das bedeutet gleichzeitig jedoch nicht, dass es keinen Streit mehr gibt, aber du bist reflektiert und verstehst, wie mit negativen Emotionen, wie Wut, Trauer, Schmerz, Angst, Hass und Neid, umgegangen wird.

Du verfällst nicht in das System des Schutzprogrammes. Du siehst demnach den Menschen hinter seinem Verhalten. Das funktioniert mal besser und mal schlechter.

Du als Elternteil solltest in diesem Punkt sanft zu dir selbst und deinem Teenie sein, weil dein Kind natürlich seine Emotionen und Gedanken noch nicht im Griff hat, so wie du das tust.

Yvonne Schönau über das Kaktus-Modell: Ich habe noch keinen Menschen gefunden, der schutzprogrammfrei durch die Welt gelaufen ist

Das Kaktus-Modell hat vier Schutzstrategien, die sich in der Kinderzeit entwickelten. Es gibt kein richtig oder falsch. Es dient lediglich dazu, zu verstehen, wie du mit Emotionen umgehst.

Wie du als Kind gelernt hast mit schwierigen Emotionen (Wut, Trauer, Schmerz und Angst) umzugehen, beeinflusst dich auch im Erwachsenenalter. Mit diesen Gefühlen assoziierst du ein schlechtes Gefühl und wenn du die hast, bist du kein guter Mensch. Wie kann ich aber nun damit umgehen?

  • Der Kaktus: Er fährt seine Stachel aus und alles, was passiert, ist ein Angriff gegen ihn. Er hält alle auf Abstand, um nicht verletzt zu werden. Er zeigt, wie stark und unabhängig er ist. Diese Haltung resultiert aus einer oder mehreren erlebten Situationen in der Kindheit. Ein Kommentar, eine subjektiv gefühlte Demütigung, ausgehend von einem Mitschüler, Lehrer oder auch Elternteil.  Das Kind ist verletzt, fühlt Wut und Schmerz, hat aber gelernt dies nicht zu zeigen. „Du tust mir nicht mehr weh und ich zeig dir, dass es mir egal ist“, ist die Reaktion auf diese negativen Emotionen. Kinder reagieren auch oft mit Ironie und Zynismus.
  • Die Mimose: Die Mimose ist eine Pflanze, die ihre Blätter ruckartig einzieht, wenn diese berührt werden. Das Verhalten einer menschlichen Mimose ist ganz ähnlich. Die Mimose machte im Kindes- und Jugendalter dieselben negativen Erfahrungen wie der Kaktus. Nur fällt die Mimose in die Opferhaltung und zieht sich zurück, um mit ihren traurigem oder wütenden Gefühl umzugehen. Sie fliegen unter dem Radar. Mimosen haben keine eigene Meinung, damit sie niemanden verletzt: „Immer bin ich schuld!“ und „Ich kann dir nichts recht machen!“, sind so typische Sätze, mit denen sie ihrem Gegenüber unbewusst ein schlechtes Gewissen macht. Eine Mimose will nicht zur Last fallen und im schlimmsten Fall richtet sie negative Emotionen nach innen. Diese Menschen tun sich schwer, Grenzen zu setzen und für sich einzustehen. Sind als Erwachsene oft „Ja-Sager“. Im Kindesalter ist eine Mimose extrem empfindsam. Beobachtest du dieses Verhalten bei deinem Kind, ist es wichtig, dass du als Elternteil, Raum gibst, sodass es sich öffnen kann, weil dein Teenager in seinem Schmerz gesehen werden möchte. Nur so lernt dein Kind es, für sich einzustehen und Grenzen zu setzen.
  • Birke: Eine Birke ist als Kind wahrscheinlich in chaotische Situationen geraten. Birken gehen sehr rational mit ihren Emotionen um. Scheidung, Suchtproblematik, Geldsorgen sind nur drei Beispiele, aus denen solch Rationalität entstehen kann. Birken-Kinder mussten sehr früh lernen, Verantwortung zu übernehmen, um das Chaos zu regeln, damit dieses sie nicht überfordert. Im Erwachsenenalter agieren Birken stets lösungsorientiert. „Das Leben geht ja weiter“ ist ein typischer Satz nach schwierigen Erlebnissen, wie Krankheit oder Tod und blicken auf die Fakten, weil sie als Kind lernten, dass Gefühle eh nichts bringen. Der Zugang zu ihren Emotionen ist blockiert, was sie emotionslos und kalt erscheinen lässt.
  • Seeanemone: Die Seeanemone hält Stille kaum aus. Sie ist humorvoll, redet schnell und macht in für sie schwierigen Situationen einen Witz, um sich aus dieser zu retten. Kinder versuchen so, ihre negativen Gefühle zu überspielen. Sie haben stets das Bedürfnis, der Sonnenschein zu sein und spielen in der Schule auch oft den Klassenclown. Seeanemonen haben gelernt, dass sie für die gute Laune zuständig sind. Das Kind sieht sich in der Pflicht, die Stimmung zu heben, weil Mama oder Papa nicht traurig sein dürfen. So eine Situation entsteht beispielsweise nach Streitereien oder einer Trennung. Die eigene Trauer kommt nicht hoch und wird verdrängt. Kommt jemand zu spät zu einem Treffen, witzelt eine Seeanemone „Na, war deine Uhr kaputt?“, innerlich ist sie jedoch wütend, weil derjenige ihre Zeit verschwendet hat. Sie kann aber nicht zu diesem Gefühl stehen, weil sie Angst hat, den anderen mit ihrer Wut zu verletzen.

Welcher Emotionstyp du oder dein Kind ist, hängt auch vom Persönlichkeitstyp ab. Das bedeutet, du kannst ein Kaktus sein, aber bei bestimmten Zhemen reagierst du eher wie eine Mimose.

Hier kannst du den Test machen. 

Welches Schutzprogramm fährt bei mir hoch?“ Wenn du das erkennst, kannst du dir den Moment angucken. Wichtig ist bei jedem Emotionstyp die Situation zu erkennen. Worum geht es gerade wirklich?

Gehe deinem Kind (und anderen Menschen gegenüber) nicht auf die Identitätsebene und argumentiere mit Vorwürfen. Atme kurz durch und sprich das Gefühl an, was du gerade hast.

Es ist wichtig, dass in einer guten Eltern-Kind-Beziehung Gedanken und Emotionen wertfrei geteilt werden können. Egal, wie dein Teenager sich in manchen Situationen verhält, es gibt einen Grund, warum er gerade so in dem Moment reagiert.

Hier unbedingt Täter von Tat trennen und klar machen, dass dein Kind kein schlechter Mensch ist. Sprich auch deinem Kind gegenüber an, was du fühlst. Dadurch öffnest du dich und es hilft die Situation auf beiden Seiten anzunehmen. Dein Teenie darf auch mal Kaktus sein!

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